Texte und Gedichte,
die das Herz bewegen.
Übersicht:
Orientierung - Mein Gedicht wurde im #kkl-Magazin ( kunstkulturliteratur-Magazin ) veröffentlicht
Wünsche ( Lichtkugeln )
Sehnsucht Natur ( Meine wahre Natur )
Candle-Light ( Ein lichtvolles Klavierkonzert! )
Schneeflocke ( Seelenzeit )
Grenzenlosigkeit - Veröffentlichung im Anthologie-Buch "Und was ich dir noch sagen wollte..., Band 2"
Wenn Gegensätze verschmelzen ( Wenn gut und schlecht verschmelzen )
Felskante ( Von Kontrolle und der Angst zu vertrauen )
Wahres Ich ( Sich bewusst-zu-sein )
Zur Musik ( Herzensraum ) - Mein Gedicht wurde im Feb. 2023 im #kkl-Magazin veröffentlicht.
Absprung ( Die eingesperrte Wölfin in mir )
Elefantengrau ( Überwindung von Polarität )
Der Fluss des Lebens ( Eine aufregende Bootstour )
Der Sperber ( Ein tierisches Willkommenheißen )
Neues ( Selbstliebe kennenlernen )
Wer bin ich? ( Vom Schmerz zur Liebe ) - Veröffentlicht im Buch "Das graue Tuch auf meiner Seele"
Orientierung
„Orientierung?", lächelt die Sternenseele ganz sanft.
Als Antwort auf die Frage nimmt sie den Menschen und seinen denkenden Geist liebevoll an die Hand.
Sie übernimmt die Führung und gemeinsam lassen sich alle drei rücklings ins Gras fallen.
Ihr einheitlicher Blick geht in den wunderschönen blauen Himmel.
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Mein Text wurde am 09.08.23 auf der Internetseite vom kkl-Magazin ( kunstkulturliteratur ) veröffentlicht. Dort gibt es jeden Monat neue Ausschreibungen zu ganz unterschiedlichen, interessanten Themen. Schaut doch mal vorbei. Hier findet ihr den Link zu meinem Text:
Meine Sehnsucht nach Natur
ist gleichzeitig die Sehnsucht
nach meiner wahren Natur.
Hauswände,
die mich so oft (ab)trennen
vom Fluss meines Lebens.
Frisch gemähtes Gras. Wie das duftet!
Und ich auf dem Rücken liegend auf einer Decke im Park.
Den Blickwinkel verändernd.
Das Leben im Himmel vor meinen Augen.
Vorüberziehend, sich verändernd.
In Sekundenschnelle.
Die Wolke, gerade noch groß, nun auseinander treibend im Wind.
Veränderung. So schnell. So stetig.
Ich meditiere. Draußen. In der Natur.
Mit Wind auf meiner Haut und in meinen wehenden Haaren.
So nah bei Mutter Erde.
Ich lausche ihr und höre zu.
Ich lehne mich an einen Baum.
Mir ist einfach danach.
Etwas unsicher blicke ich mich um, ob mich auch niemand sieht.
"Wie schade", denke ich, und lasse den Gedanken los.
Verrückt. Ich lächle.
Meditiere und fliesse weiter.
Mit Vogelgezwitscher um mich herum und in Wirklichkeit.
Statt als Musiktitel auf meinem Handy.
Plötzlich kitzelt es an meinem Bein.
Ich will schon danach schlagen!
Meine Augen
entdecken
einen lustigen, kleinen Käfer.
Ich strecke mich aus, mein Gesicht direkt vor seinem.
Er schnuppert, hebt seine kleinen Fühler an.
Ich betrachte ihn. Und er mich.
Ich grinse. Breit.
Achtsam. Achtsamkeitsübung. Check.
Aber ganz ohne Vorgaben und Anleitungen.
Einfach so.
Mich treiben lassend von meinem Innern
und der Natur um mich herum.
Zusammenspiel.
Hier, und immer dort,
wo mein Gesicht ein sanftes Lächeln hervorbringt,
ganz von allein, ungekünstelt,
hier, wo ich entspannt bin
und mein Herz sich von alleine öffnet,
ja, hier bin ich zu Hause.
Und genau hier treffe ich sie,
die Elfen aus der Elfensphäre,
die liebevollen und gütigen Wesen.
Im Alleinsein,
nein, im Bei-mir-sein, da spüre ich sie.
Wir kommen in Kontakt.
Hier und jetzt - das ist meine wahre Natur.
Und die Sehnsucht danach
zerfällt in diesem Moment einfach zu Staub.
Candle-Light
Ein Meer aus Lichtern.
Groß mittel klein.
Hunderte!
Ein wahres Lichtermeer
im Kirchenschiff.
Fliegende Hände am Klavier
lösen
einen Wirbelsturm
aus Liebe in mir aus.
Licht fällt aus der Ferne
in mich hinein
und wieder aus mir heraus.
Als sei ich Überbringerin.
Übermittlerin.
Es verteilt sich glücklich
im Kirchenraum,
zieht Achten und Kreise.
Unendlich viele.
Die flackernden Kerzen
lassen kleine Lichtballone
zur Kirchendecke aufsteigen.
Ich stelle eine Schale
mit goldenem Licht
auf das Klavier.
Es verteilt sich sprühend,
wie ein kleines Feuerwerk.
Die Musik verändert sich,
wird inniger, persönlicher, intensiver.
Und ist so sanft zugleich.
Wesen schreiten durch den Mittelgang,
direkt an mir vorbei.
Kerzen vor den Körpern haltend,
für jeden Besucher eins.
Ich nehme es entgegen
und in mein Herz hinein.
Ein solcher Frieden.
In mir.
Ich möcht´ so gerne tanzen.
Es zuckt in meinen Fingern.
Ein Teil von mir
sitzt mit dem Pianisten am Klavier.
Bestaunt seine flinken Finger.
Faszinierend. Bewundernd. Beseelt.
Ich schicke meine Seele los.
Unsichtbar fliesst sie umher.
Soll sie sich doch bewegen,
wenn ich es schon nicht kann.
Ich tanze innerlich,
drehe Pirouetten,
während meine Füße wippen,
mein Kopf wiegt zur Musik.
So ruhig und still um mich herum.
Geschlossene Augen.
Flackerndes Lichtermeer.
Das letzte Lied beginnt.
Die goldene Schale
kommt zu mir zurück.
Ebenso das tanzende Licht.
Mit dem letzten Konzertton
verschwindet
der Lichtfluss
zwischen mir und dem Licht aus der Ferne.
Erstaunt, etwas betrunken und berauscht,
bleibe ich zurück.
In der Kirchenbank
mit Blick auf das Candle-Light
rund um das Klavier.
Pauluskirche Dortmund,
Klavierkonzert - Hommage an Ludovico Einaudi
Erst eine, dann zwei drei.
Meine Seele schaut mich fragend an.
Ich nicke.
Sie verschwindet sofort.
Und setzt sich auf´s Hausdach.
Schaut ganz verträumt und betrachtet diese Schönheit.
Ich lächle.
Sanft und ebenso verträumt wie sie.
Weiss.
Kalt.
Und doch auch irgendwie flauschig.
Sie nimmt Anlauf.
Springt.
Breitet die Arme aus und hangelt sich von Flocke zu Flocke.
Hüpft. Mal hoch, mal tief.
Zauberhaft.
Schnee-Elfen mit Handschuhen und dicken Pudelmützen
tanzen in diesem Wunder namens Schnee.
Der Nachbarshund steckt seine Schnauze in den Schnee.
Pustet.
Buddelt.
Ein Schauspiel.
Sein Frauchen schaut gar nicht hin.
Mütze tief im Gesicht.
Blick zum Boden gerichtet.
Dabei ruft der Hund doch nach ihr.
Und sagt:
Siehst du es?
Dieses Wunder der Natur?
Ich lächle.
Und sende ihm ein Hallo von Herz zu Herz.
Er schaut zum Fenster hoch.
Sucht den Sender des Herzen-Hallo´s.
Ich klopfe an die Scheibe.
Er wundert sich, dass ich ihn höre.
Ohne meine Ohren. Nur mit meinem Herzen.
Kennt er nicht. Hatte er schon vergessen.
Dass es Menschen gibt, die ihn nur mit dem Herzen hören können.
Überrascht.
War ich auch bei der ersten Herzkommunikation mit einem Tier.
Ich rufe meine Seele zu mir.
Zeit, heim zu kommen.
In meinen Körper.
Sie will noch etwas bleiben.
Im Schneehimmel.
In einer Flocke, zwei drei.
Frei. Weit. So weit.
Ich nicke.
Und mache es mir auf dem Sofa bequem.
Sie braucht diese körperlose Zeit.
Und ich brauche sie auch:
Diese Seelenzeit.
Das Licht auf dieser Welt
zum Strahlen bringen.
Im Hier und Jetzt.
Das ewige Vergessen beenden.
Den Kreislauf durchbrechen.
Sich erinnern.
Wer man ist.
Als Lichtgestalt nicht auf Wolken gehend,
sondern auf feuchter Wiese und inmitten der Natur.
Erleben. Spüren. Den ganzen Mix des Seins.
Eben noch ins Licht gegangen
und bald schon wieder da.
Wie lang?
Wie oft?
Noch mal?
Einklang. Ausgleich. Grenzenlosigkeit.
Alles verschwimmt.
Gerade noch die einzelne Welle gewesen.
Nun der ganze Ozean.
Der Baum dort drüben.
8 Meter entfernt.
Berührung.
Aus der Ferne.
Die Hand lang machen und die beiden Lichter vereinen.
In sich drehenden Spiralen in den Himmel hinein.
Ich bin du.
Ich sehe es in deinen Augen.
Ich sehe mich in dir.
Du bist Licht.
Genau wie ich.
Hell strahlend, mal unter der wollenen Decke.
Mal verdeckt, mal frei.
Immer da.
In jedem.
Verbindung in unserer Trennung spüren.
Liebe.
Ein sich öffnendes Herz.
Verstehen.
Den eigenen Weg.
Und du den deinen.
Kein richtig, kein falsch,
denn alles ist Licht.
geschrieben im Oktober 2022
veröffentlicht im Buch "Und was ich dir noch sagen wollte..., Band 2" ( s. u. )
Klappentext:
"Wenn ein Mensch geht, ganz egal ob er stirbt oder sich eine Beziehung löst, bleiben Dinge oft ungesagt. Und die doch so wichtig sind, damit derjenige, der etwas zu sagen hat, einen Abschluss finden kann....
Autorinnen und Autoren aus dem deutschsprachigen Raum lassen uns im vorliegenden Buch teilhaben an ihren bewegendsten Gedanken und Gefühlen."
Erhältlich unter papierfresserchen.de und überall im Buchhandel
"Und was ich dir noch sagen wollte..." Band 2, ISBN: 978-3-99051-133-6, Martina Meier (Hrsg.), Taschenbuch, 240 Seiten , EUR 12,90
Ich fühlte Hass auf die Freude der anderen.
Empfand Abwehr, wenn es anderen besser ging als mir.
Ich verstand nicht nur,
dass alles so kommt wie es kommen soll,
sondern fühlte es auch.
Der Schmerz sollte so sein.
Meine Seele war in Frieden damit.
Und während ich Schmerz empfand
wurde ich begleitet.
Von Engeln.
Von liebevollen Wesenheiten.
Ich habe alles gespürt:
In Liebe zu sein mit der Freude.
Und im Hass damit.
In Krieg zu sein mit dem Krieg.
Und in Frieden damit.
Alles verschmilzt.
Alles ist eins.
Alles ist Liebe.
Eine unendliche Gelassenheit breitet sich in mir aus.
Ich spüre ganz tief in mir drin: Alles ist ok, wie es ist. Wirklich alles!
Was für eine innere Haltung!
Und falls ich das alles noch einmal vergessen sollte,
so wird meine Seele mich erinnern.
Denn sie weiß.
Sie weiß, dass alles so richtig ist, wie es ist.
Dass ich getragen und begleitet bin, was immer mir geschieht.
Dass ich mein Leben gestalte.
Über Tage, Jahre, verschiedene Leben hinweg.
Ursache und Wirkung über Zeit und Raum verteilt.
Ich war gut.
Ich war böse.
Ich war Frieden.
Ich war Krieg.
Und ich spüre und erkenne:
Wenn ich ( äußeren ) Kampf ablehne,
lehne ich auch gleichzeitig mich selbst ab.
Denn ich kämpfe innerlich noch.
Indem ich meine eigenen Kämpfe immer mehr umarme,
sie bereinige und beende,
komme ich in Frieden.
Mit mir und mit der Welt.
Und auch die Welt kommt in Frieden.
Gegensätze verschmelzen.
Und es bleibt:
Die Liebe. Die wahre Liebe. Alles ist so klar in diesem Moment.
So voller Wärme. Voller Wissen. Weisheit.
Liebe...nicht die, für die ich sie gehalten habe:
Fordernd, Wenn-Dann-Liebe.
Das ist unechte Liebe.
Die wahre Liebe ist bedingungslos.
Und über sie sind wir alle verbunden.
Sie bleibt verborgen.
Bis wir sie fühlen und uns erinnern.
Im Herzen. Nicht im Verstand.
Angst vor Veränderung.
So unendlich tief in mir verwurzelt.
Oder denke ich das nur noch?
Ich setze diese spezielle Angst mal wieder an einen Tisch.
Auf eine Holzbank. Mein altbewährtes Mittel.
Einfach mal da sein lassen. Ihr etwas Raum geben.
Es hat ja seinen Grund, warum sie da ist.
Ich lenke und leite ich gerne alles, bevor ich mich dem Fluss des Lebens hinbegebe.
Dann habe ich es selbst in der Hand. Unter Kontrolle.
Kontrolle - und die Angst vor Kontrollverlust.
Na, das ist ja auch nicht neu für mich.
Es fällt mir schwer, mich einfach fallen zu lassen.
Einfach zu fließen.
Dem Leben zu vertrauen.
Darauf zu vertrauen, dass es mich trägt. In jedem Moment.
Mich hinzugeben an den Moment. Mit all meinen Gefühlen.
Und das sind inzwischen so unendlich viele. Ein großer, bunter Strauss.
Ein ganzer Vulkan ist da an Gefühlen, die nun aber nicht mehr nur im stillen Kämmerlein gefühlt werden wollen,
sondern immer. Egal wo ich bin. Egal in welcher Situation. Egal, wer dabei ist. Sie wollen raus!
Mich hingeben. An mich. Mein Sein. Mein Innerstes. Meine Wahrheit nach Aussen tragen.
Hingabe, ein Wort, welches ich nur recht selten benutze.
Kommt nicht so oft vor in meinem Leben. Noch nicht.
Bisher nur im Stillen oder bei ein, zwei Personen, bei denen ich mich völlig sicher fühle.
Es braucht Mut dazu. Mich mit allem-was-ich-bin zu zeigen. Mut. Ja, den habe ich. Das weiß ich inzwischen.
Heute versuche ich mal etwas Neues, fordere das Leben heraus:
Ich mache eine Fantasiereise in die Berge - Fjordnorwegen.
Türkisfarbenes Wasser. Steile Felswände. Herrlich.
Ich robbe immer näher an die Felskante heran.
Leben fließt durch meinen Körper. Ich fühle mich so lebendig.
Angst ist da, aber auch der Wunsch einfach über diese Kante zu blicken.
Traue ich mich?
Ob mich das Leben trägt?
Ich stelle mich hin. Recht nah an diese Felskante.
Meine Beine zittern, mein Körper will nicht weiter. Und will es doch!
Meinen Blick richte ich in die Ferne.
Das ist nicht ganz so beängstigend.
Die Tiefe direkt vor mir.
Ich gehe einige Schritte rückwärts.
Weg von der Kante.
Dann laufe ich los.
Stopp!
Geht nicht.
Wieder einige Schritte zurück.
Puh, ist das tief.
Was passiert, wenn es nicht klappt?
Luft holen, atmen, mutig sein. Los!
Und dann renne ich erneut los. Die Kante ist da.
Mein Herz poltert. Es schlägt fast aus mir heraus.
Ich schreie....
....und springe.
Ich breite meine Arme aus….und werde getragen!
Vom Leben, von der Luft, von mir selbst.
Ich trage mich selbst. Mit meinen Flügeln.
Der Schrei wird zu einem Jubeln.
Angst- und Paniktränen werden zu Freudentränen.
Mein vor Angst versteinertes Gesicht verändert sich.
Es wird weicher, freier, lebendiger. Ich lächle.
Zurück zu Tisch und Holzbank und in den jetzigen Moment:
Ich entdecke eine Vielzahl an verschiedenen Masken um mich herum.
Darum geht es also: mich zu zeigen, wie ich wirklich bin. Ohne Maske. Ohne eine Rolle.
Angst vor Veränderung ist die Angst vor meiner Veränderung!
Mich unverblümt zu zeigen. Das macht mir noch Angst.
Denn wie reagieren wohl die anderen darauf?
Wo ich doch mein Leben lang davon abhängig war, dass andere mich lieben.
Weil ich es ja selbst nicht konnte.
Und dann lasse ich mich einfach von meiner Bank nach hinten fallen…
...und werde aufgefangen. Vom Leben. Einfach so.
Ich sitze auf einer Holzbank am Rande einer grünen, weiten Wiese.
Die Sonne scheint. Es ist angenehm warm heute.
Die Gewitter der letzten Tage sind vorbei gezogen.
In der Ferne sehe ich eine Gestalt, die langsam auf mich zukommt.
Sie schreitet mit ausgebreiteten Armen durch das hohe Gras und streicht
mit ihren Händen sanft über die langen Grashalme.
Als sie näher kommt wirkt sie auf einmal etwas sonderbar.
Irgendwie gestaltlos.
So wie man sich einen lieben Geist vorstellt.
Sie strahlt eine unendlich große Sanftheit aus.
Zwischendurch wird sie in meinen Gedanken von einer Art schwarzem Vorhang verdeckt.
„Angst“, denke ich. „Das ist Angst.“
Ich bitte die Angst in Gestalt des dunklen Vorhangs zur Seite zu treten.
Plötzlich löst sich der Vorhang auf.
Alles wieder sehr mystisch heute.
Übrig bleibt dieses strahlende Wesen.
„Das ist pure, reine Energie“, denke ich.
Und nun steht diese Geist-Gestalt vor mir.
Sie stellt sich mir als „mein wahres Ich“ vor.
Ich lächle und lade das Wesen ein, sich zu mir zu setzen.
Ich zeige auf den freien Platz neben mir.
Sie schmunzelt und zeigt auf mich.
Ich setze mich und nehme die Gestalt auf meinen Schoß.
Sie ist so leicht wie eine Feder.
Ich spüre sie nur hauchzart.
Eine wundervolle Wärme durchströmt mich.
Einen Augenblick später fließt sie in mich ein.
Ich nehme diese Energie vollkommen auf.
Mein wahres Ich füllt mich nun vollständig aus.
Ich spüre meinen Körper gar nicht mehr.
Bin gar kein Körper mehr.
Keine Beine, keine Knochen, nichts.
Da ist nur noch diese wabernde Energie.
Und ich strahle.
Nicht nur mit meinen Augen und mit einem Lächeln im Gesicht,
nein, ich strahle voll und ganz.
Irgendwie golden. Wie eine Lichtgestalt.
Um mich herum spüre ich eine leichte Enge.
Es wird etwas dunkler.
Es ist die Angst.
Die Angst, dem Leben völlig zu vertrauen.
Mir selber zu vertrauen.
Ich nehme die Angst in meine Arme und wiege sie.
Fühlt sich gut an.
Ich öffne meine Augen und sitze mal wieder auf meinem Sofa.
Es ist doch sehr einsam um mich herum.
Da sind kaum noch Menschen.
Aber ich spüre wie mich das Leben ruft.
Noch etwas Geduld.
Schritt für Schritt zurück ins Leben.
Mit einem neuen Bewusstsein.
Leise Cellotöne.
Stille.
Die Stille ist erwartungsvoll. Sie wartet auf den nächsten zauberhaften Ton.
Erste Streicher setzen ein. Erneute Pause zum Nachspüren der Töne.
Ich schließe meine Augen und bin sofort im einer ganz anderen Welt.
Mein Herzensraum öffnet sich. Ist ganz weich und weit.
Bei den ersten leisen Harfentönen überzieht eine Gänsehaut meinen ganzen Körper.
Mit dem Einsatz des Sängers strahle ich über das ganze Gesicht.
Es breitet sich wieder dieses fantastische, überglückliche Lächeln aus, welches meine Augen zum Strahlen bringt,
obwohl sie geschlossen sind.
Ich tauche mit einem sanften Trommelwirbel in eine Art Dschungelwelt ein.
Könnte auch das Paradies sein, denn es herrscht ein solch intensiver Frieden.
Aus der Wand schräg hinter mir sprudelt ein Wasserfall hervor und stürzt rauschend in die Tiefe.
Beim nächsten Gitarrenton rollt jemand Rasen aus und ich höre lachende Kinderstimmen.
Elfen fliegen durch die Luft in einer Art Wirbelsturm aus Liebe.
Eine erste Freudenträne verlässt meine lachenden Augen.
Was ist das nur für ein wundervolles Schauspiel?!
Dieses Lied darf einfach niemals zu Ende sein.
Plötzlich ändert sich die Szene und die Musiker erscheinen in meinem Wohnzimmer.
Das ganze Orchester ist zum Greifen nah.
Ich staune, aber die Musiker nicken mir nur wissend zu.
Dabei sind sie doch in Wirklichkeit auf youtube in meinem Fernseher.
Eine grüne, saftige Wiese breitet sich unter den Musikern aus.
Die Elfen wecken bei den nächsten Harfentönen mit einem Sprung von Blume zu Blume die geschlossenen,
schlafenden Blüten.
Bunte, wunderschöne Blumen sind nun in meinem Zimmer verteilt.
Neben mir liegt meine Hundefreundin und schläft. Sie bekommt von alldem nichts mit.
Ist völlig entspannt. Jetzt zuckt leicht eine Pfote, dann noch eine.
Ob sie wohl in diesem Moment über die Wiese rennt und Schmetterlingen hinterher jagt?
Dieses Wunderlied kommt langsam zum Ende.
Letzte leise Töne setzen ein.
Töne, die mich so unendlich tief berühren.
Ich öffne ganz langsam und bewusst meine Augen. Ein Schatten dieser Szenen ist noch da.
Überrascht halte ich eine Musiknote in meinen Händen. Als Erinnerung gebe ich sie in meinen Herzensraum.
Ich bin völlig überwältigt, denn diese ganze Szene breitet sich für einen kurzen Moment in meinem Herzen aus.
Zauberhaft. Fantastisch. Es gibt kein Wort dafür!
Eine tiefe Dankbarkeit erfüllt mein gesamtes Sein:
Dass ich das erleben darf!
#kkl ist ein unabhängiges Online-Magazin
Mein Gedicht wurde am 14.02.23 in der Rubrik #kkl25 "Raum" durch Jens Faber-Neuling veröffentlicht. Vielen Dank!
Hier findet ihr den externen Link zur Internetseite und zum Gedicht:
Gefühle. Eingesperrt. Hinter dicken Gitterstäben.
Ich fühle mich schon seit Wochen in mir selber gefangen.
Habe die Wölfin in mir eingesperrt. Diese Naturgewalt.
Sie kann sich nicht frei bewegen.
Hat keinen Handlungsspielraum.
Fühlt sich fremdbestimmt.
Unterdrückt! Wie lange habe ich sie unterdrückt?
Diese kraftvolle Wölfin.
Körperlich scheint sie jedoch unversehrt zu sein.
Traurig zeigt sie sich.
Seit Monaten fast täglich.
Diese Verzweiflung in mir.
Das war auch die Wölfin mit ihren Ur-Instinkten.
Tiefe Gefühle vergraben.
Unter der Erde.
Tot.
Und jetzt ist da ein Bewegungsdrang in mir.
Ein Entdeckungsdrang. Abenteuerlust.
Die Wölfin will raus.
Ist schon auf dem Sprung.
Ich werde körperlich kräftiger.
Die Wölfin zeigt sich immer mehr.
Wald, Bäche, plätscherndes Wasser.
Ich fühle mich gut. Fange an zu laufen und zu springen.
Kaum zu Hause, überfallen mich Tränen.
Gedankenkreisel. Negativität.
Ich fühle mich eingesperrt. Bin verzweifelt.
Was ist das nur?
Eben ging es mir doch so gut.
Und jetzt bemerke ich:
Es ist die Wölfin, die ich einsperre.
Abgetrennt von ihrer wahren Natur.
Ich mache Musik an. Laut. Dann knie ich mich auf alle Viere.
Und ich fange an wie ein Wolf zu heulen.
Erst sehr zaghaft, dann etwas lauter.
Kann ich leider nicht richtig ausleben in dieser Welt, in unserer Gesellschaft.
Wäre zu laut wenn ich richtig losjaulen würde.
Was würden die Nachbarn denken?!
Aber es will raus. Die Wölfin will frei sein.
Kehlige Töne und eine Menge Tränen verlassen meinen Körper.
Ich verbinde mich mit der Energie der Sonne und mit Mutter Erde.
Die Gitterstäbe aus Eisen schmelzen und eine zähe Flüssigkeit verlässt meinen Körper.
Dann habe ich ganz plötzlich das Gefühl, dass ich so weit bin.
Ich lasse die Wölfin frei.
Plötzlich sitzt sie vor mir.
Und nun?!
Wir sind beide etwas unsicher. Was geschieht hier?
Wir schauen uns etwas ängstlich und überrascht an.
Dann öffne ich die Balkontür.
Und ich lasse sie frei.
Sie läuft mit dem Wind.
Sie ist so schnell. So kraftvoll!
Wundervoll!
Ich lächle und fliege neben ihr her.
Über Felder, Wiesen, durch den Wald.
Wir springen über Gräben und laufen durchs Wasser.
Ein Adler blickt zu uns herab und kreischt.
Es ist ein Wort, welches ich in diesem Kreischen erkenne:
Endlich!
Hell und dunkel. Laut und leise. Licht und Schatten. Gegensätzliche Pole, Polarität.
Wenn ich schwarz und weiß mische, bildet sich grau. Elefantengrau. Dickhäutergrau.
Ein Elefant steht für Kraft UND Instinkt. Er vereint beide Gegensätze in sich. Das Kräftige UND das Weiche.
Ich weiß heute mal wieder so gar nicht, was ich will. Ruhe oder Aktivität?! Was tut mir jetzt gerade gut? Wenn ich mich aufs Sofa lege habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich nichts für meine Fitness tue. Seufz.
"Was will ich"...diese Frage läuft mir häufiger über den Weg. Warum kann ich mich eigentlich so schlecht entscheiden? Und weiß einfach nicht, was ich will. Hm. Vielleicht weil ich mich das viel zu selten frage??
Welches Bedürfnis steht eigentlich genau hinter den jeweiligen Gegensätzen?
Heute schaue ich mal genauer hin. Ich möchte diesen so unterschiedlichen Wünschen gleichzeitig Raum geben. Aber wie bringe ich die unter einen Hut? Hm...
Ah. Ich habe eine Idee. Ich packe meinen Rucksack: eine Decke, etwas zu Essen und zu Trinken und meine Kamera. Bin für alles gewappnet. Gut. Dann mal los.
Ich mache mich auf in Richtung Wald. Natur ist immer gut für mich. Vogelgezwitscher überall. Ein Eichhörnchen huscht über den Weg. Ich laufe mit offenen Augen durch die Gegend. Überall raschelt es. Frühling. Die Natur beginnt erneut zu erblühen. Leben.
Ich gehe eine Zeit lang und lasse die ersten Bänke links liegen. Brauche jetzt gerade noch etwas Bewegung. Gehe recht zügig. Prima. Mag mein Körper in diesem Moment. Er fühlt sich so lebendig an. Hätte ich vorher gar nicht so gedacht. Ich war doch so müde als ich losgegangen bin.
Ich laufe jetzt auf einem Trampelpfad. Ich liebe es, wenn die Wege schmal sind und ich nicht sofort den ganzen Weg überblicken kann. Hinter jeder Ecke wartet etwas anders auf mich. Der Weg führt mich am Ende zu dieser großen Wiese, die ich so mag.
Die Sonne scheint. Ich suche mir ein schattiges Plätzchen am Rande der Wiese. Breite meine Decke aus und lege mich darauf. Pause. Etwas essen und trinken. Ein bisschen schauen. Aktivität UND Ruhe. Ich muss mich gar nicht entscheiden. Zumindest heute nicht. Ich wähle einfach beides. Wow! Ein tolles Gefühl. Alles vereint unter einem Hut.
Ich bleibe noch eine ganze Weile auf meiner Decke liegen. Zwei Wanderer kommen vorbei und einer sagt zu mir: "Sie machen das richtig. Geniessen."
"Ja", sage ich. "Das können Sie doch auch". Er schaut mich etwas überrascht an. Hört mir aber gar nicht richtig zu und läuft schon weiter. Seinem Wandererfreund hinterher. Der steht schon hinter der nächsten Ecke und ruft: "Wo bleibst du denn?" Ich grinse. Kenne ich auch. Dieses Hinterher-Rennen.
Nach einiger Zeit stehe ich auf und packe meine Sachen wieder zusammen. Habe inzwischen einige tolle Fotos gemacht. Eichelhäher, Eichhörnchen und Co. Ich gehe zurück zum Auto. Steige ein, öffne alle Fenster und lasse Licht und Luft hinein. Es duftet so gut nach Frühling. An der Tankstelle kaufe ich mir noch ein Eis.
Ich komme zu Hause an. Bin angenehm müde. Setze mich auf´s Sofa und sinniere noch etwas. Bin noch ganz überrascht von dieser tollen Erfahrung, die ich gerade gemacht habe:
Heute habe ich also diese Polarität überwunden. Eine Elefantengrau-Entscheidung. Es fühlte sich wundervoll an. Ich hatte alles, was ich vorher wollte. Juchu!
Ich erinnere mich an das schwarze Lämmchen Santi. Ein schwieriger Start ins Leben mit Fehlbildungen in der Hüfte. Missgebildet UND lebensfroh. Alles ist da. Schatten und Licht. Sorge und Freude. Santi ist für mich ein Vorbild für die Annahme des Lebens. So wie es ist.
Er hat mich dazu inspiriert, über all das hier nachzudenken. Polarität. Und wie man sie überwinden kann.
Aus einem „entweder-oder“ ein „sowohl-als-auch“ zu machen.
Elefantengrau!
Ich wache auf und finde mich in einem Boot wieder. Das Boot schwimmt führerlos in einem Fluss.
Ohne Ruder, ohne Segel. Ich bin allein.
Ich beobachte den Fluss und die Umgebung. Sehe einen Baum am Ufer. Umgestürzt, halb im Wasser liegend.
Ich versuche mich an einem Ast festzuhalten. Schaffe es kurz. Doch die Strömung ist zu stark. Der Ast zu schwach.
Er bricht. Ich habe einen Teil des Astes in der Hand. Will ihn wegwerfen. Was soll ich noch damit?
Ein Gedanke: ich werde das Boot etwas besser lenken können. Mit seiner Hilfe.
Ich nehme den Ast. Nutze ihn als Ruder. Kann das Boot nun etwas steuern. Immerhin.
Bin nicht mehr völlig diesem Fluss ausgeliefert.
Der Fluss wird schmaler. Die Strömung schneller. Ich kentere fast. Puh…. gerade noch geschafft.
Die Sonne kommt hinter den Wolken hervor. Der Wasserstand nimmt ab. Ruhigeres Fahrwasser.
Ich überlege, kurz Rast zu machen. Etwas essen und trinken. Die Umgebung bestaunen.
Ein wenig ausruhen und mich sammeln.
Nach kurzer Zeit suche ich mir einen zweiten Ast und fahre weiter. Nun bin ich dem Fluss schon viel weniger ausgeliefert.
Kann viel besser navigieren mit meinen zwei Paddeln.
Eine dunkle Regenwolke. Wolkenbruch über mir. Ich bin völlig ungeschützt. Bekomme Angst, weil der Pegel steigt.
Stromschnellen. Gefahr durch rumliegende Felsbrocken. Ein kleiner Wasserfall.
Ich nehme die Ruder an Bord und lasse mich einfach treiben. Habe Angst, dass meine Paddel an den Steinen zerschellen.
Nach einigen Kilometern scheint wieder die Sonne. Der Fluss wird breiter. Ruhe kehrt ein.
Erst jetzt habe ich Zeit und Muße mich zu fragen, wo ich eigentlich hin will.
Wo ist mein Ziel? Was will ich? Wieso steige ich nicht einfach aus?
Ich will doch leben und glücklich sein. Wo finde ich dieses Glück?
Vielleicht schon hinter der nächsten Kurve. Ich bleibe noch etwas sitzen. Beobachte die Umgebung. Schön hier.
Ich glaube, ich steige einfach mal aus.
Ich lasse mich ans Ufer treiben. Geht ganz leicht hier. Die Ruder helfen mir.
Ich überlege noch einen Moment und steige dann aus. Stehe im Fluss, welcher sich Leben nennt.
Lasse das Leben an mir vorbeiziehen. Stehe hier vollkommen sicher. Werde mir bewusst, was ich will.
Ich will nicht hinter der nächsten Ecke ankommen.
Ich will bei mir ankommen.
Ich schreite langsam und bewusst ans Ufer. Nehme das Boot und werde es an Land ziehen.
Ein paar Steine schmerzen unter meinen nackten Füßen. Ich muss noch einen kleinen Umweg gehen.
Um einige Felsbrocken herum. Das Wasser wird flacher. Und wärmer.
Ich stelle einen Fuß auf das grüne Ufer. Fühlt sich gut an.
Plötzlich. Eine Welle von hinten. Ich taumele. Fange mich. Setze einen letzten, bewussten Schritt ans Ufer.
Ich bin da. Bei mir. Da, wo ich schon immer sein wollte. Zuhause. Ich ziehe das Boot an Land. Setze mich hin.
Bewundere diese wunderschöne Landschaft. Sie war schon immer da. Aber ich konnte sie nicht sehen.
Zu sehr hat der Fluß des Lebens mich in seinen Bann gezogen.
Ich lege mich ins frische Gras. Beobachte die Wolken. „Selbst-bewusst“ ist das Wort, welches mir in den Sinn kommt.
Ich fange an zu singen. Und eine Liebe zu mir selbst umhüllt mich. Ich lasse sie in mich einfliessen.
Wundervoll. Da bin ich. Völlig bei mir. Mir selbst bewusst.
Das Boot lächelt mich an und ist jederzeit bereit für ein neues Abenteuer.
„Später“, sage ich zu ihm. „Jetzt nicht.“
Ein Tag im November.
Morgens früh.
Noch etwas neblig.
Ruhig draussen.
Gerade einmal zwei Tage her:
Dieses Gefühl, vollkommen bei mir angekommen zu sein.
Diese Sicherheit: Es gibt nichts mehr zu tun.
Ein wundervolles Gefühl.
Warm. Nach-Hause-kommen.
Bei mir sein. Wohlig.
Mein lang ersehnter Wunsch.
Etwas zog im Garten meinen Blick in seinen Bann.
Ein ganz besonderer Vogel: Ein Sperber.
Wirklich? Unsicherheit. Ein Sperber?
Ja. Er kam mit leisen Schwingen angeflogen.
Ein Blick. Aus diesen wundervollen, gelben Augen.
Und als er bemerkte, dass ich ihn wahrnahm, da sprach er zu mir.
Gänsehaut. So schön. Überwältigend. Zittrig.
Er habe vom Mäusebussard erfahren, dass ich jetzt DA sei.
„Dasein“, sagte er, „bedeutet frei zu sein. Ein Leben im Neuen zu führen.“
Ich nickte, etwas berauscht und verwirrt.
Der Mäusebussard. Mein Freund.
Ich hatte schon den ganzen Sommer über das Gefühl, dass er mich begleitet.
Mit seinem Kreischen rief er mich. Als wolle er mir sagen:
„Ich sehe dich. Ich bin bei dir.“
Er flog direkt über mir. Immer und immer wieder.
Flog direkt vor meinen Augen lautlos durch den Wald.
Damals schon Gänsehautbegegnungen.
So wie heute. Aber heute ist es anders.
Der Sperber nimmt Kontakt zu mir auf. Wir sprechen miteinander. So eng. So intensiv.
„Ja“, sagte ich. „Ich bin angekommen. Ich fühle es. Ich bin jetzt der Mittelpunkt meiner Welt.
Und ich lerne jetzt Schritt für Schritt danach zu Leben. Ich finde heraus, wer ich bin und was ich will.“
Ich freue mich riesig.
Erneut breitet sich eine Wärme in mir aus.
Ein Träne verlässt meine verwunderten Augen.
Was passiert hier?
Vorgestern der Satz: „Ich bin fertig“.
Dabei war dieser Satz nicht neu. Habe ihn mir schon oft gesagt, in diesem Jahr.
Und dann fiel ich doch wieder ins nächste Loch.
Dann das Schreiben der Geschichte vom "Zauberbaum“. Sie kam zu mir, diese Geschichte.
Hat mich ausgesucht. Sie hat sich mir sogar irgendwie aufgedrängt.
Mich vom Sofa an den Computer geführt. Ich musste sie einfach schreiben.
Diese Geschichte der Raupe Juli. Und über ihre Verwandlung zum Schmetterling.
Und nun also der Sperber.
Dieser intensive Blick.
Ein wunderschönes Willkommenheißen.
Da ist reine Liebe.
Wir schauen uns noch einige Momente an.
Ich spüre eine tiefe Verbindung zu ihm.
Ich danke ihm, dass er sich mir gezeigt hat.
Und ich danke mir, dass ich ihn wahrgenommen habe.
Eine Bestätigung meiner neuen Freiheit.
Er nickt mir zu und fliegt mit einem Lächeln davon.
Ich bleibe etwas unsicher zurück. Frei. Ich bin frei?
Ja, sagt eine Stimme in mir. Und ich lasse mir Zeit, mich kennen zu lernen.
Neues. Für viele Menschen ein Abenteuer. Für andere Stress pur.
Angst vor dem Unbekannten. Angst vor Dunkelheit und Schatten.
Neues. Mal kurz erlauben. In kleinsten Schritten.
Ein neuer Weg, eine neue Umgebung.
Dann wieder Rückzug. Tür zu.
Nochmal. Wieder versuchen.
Neue Menschen. Angst, fast Panik.
Was wollen die?
Gedanken, es sind nur Gedanken.
Meine Seele nimmt mich an die Hand.
Versuchen. Noch mal. Versuchen.
Zutrauen wächst in mikroskopisch kleinen Teilchen.
Freude. Oh, da ist Freude. Schnell verstecken.
Freude darf nicht sein.
Ja, spinn ich denn??
Igel. Einigeln. Mal kurz die Nase raushalten. Ent-Igeln.
Da ist Musik. Oh, wie schön. Singen.
Da ist eine Stimme. Ist das meine?
Ja, ich habe eine Stimme. Noch ganz zart und unsicher.
Kommt der Ton von mir? Huch.
Extreme Anspannung. Mein Körper will noch nicht.
Rückzug.
Ein neues Lied. Es überwältigt mich. Seele. Ich bin Seele.
Ich sehe durch die Augen meiner Seele.
Ich höre mit den Ohren meiner Seele. So schön!
Dunkelheit setzt mir wieder Kopfhörer auf.
Eine dunkle Brille.
Rückzug. Erneut. Die Angst zulassen. Geht das?
Mal versuchen.
Oh, überlebt. Die Angst überlebt.
Mal keine Erwartungen haben. Neuer Versuch.
Gescheitert. Durch meine Gedanken.
Sind das alles meine? Wessen Gedanken sind da in meinem Kopf?
Und warum glaube ich denen?
Singen. Nach Aussen gehen. Meine Stimme preisgeben.
Nur mit geschlossenen Augen. Damit ein Teil noch in mir bleibt.
Sicherheit im Innern.
Mal kurz ein Auge auf. Umsehen. Ah, keine Gefahr.
Mal mit offenen Augen singen.
Geht. Geht immer besser.
Akzeptanz. Akzeptanz, dass mich Neues stresst.
Trotzdem handeln. Immer und immer wieder.
Kraft sammeln und neu beginnen.
Neues. Der Gedanke ist schon nicht mehr so beängstigend.
Zukunft. Da ist jetzt eine Zukunft.
Mit jedem Neuen wächst meine Seele, wachse ich.
Sicherheit. Ich bin in Sicherheit.
Heraus-Fordern. Nicht Hinein-Sichern. Raus in die Welt.
Raus aus der Gedankenfalle. Mit Achtsamkeit.
Achtsam bei mir sein. Liebevoll. Die Aggressivität mir gegenüber weglegen.
Immer öfter. Immer länger.
Umwandeln in eine Umarmung für mich selber.
Selbstliebe - so ein starkes Wort.
Mich in die Arme nehmen. Geschafft. Ich habe schon so viel geschafft.
Weiter geht´s. Die Welt erwartet mich mit offenen Armen.
Wagen, vertrauen, mutig sein. Jeden Tag ein bisschen mehr.
Ich bin eng.
Ich bin weit.
Ich bin bei mir.
Ich bin weit entfernt.
Ich bin Frau.
Ich bin Mann.
Ich bin alles.
Ich war laut indem ich leise war.
Ich schrie, während meine Stimme schwieg.
Ich weinte trockene Tränen.
Und war mir selbst in der Ferne nah.
Ich schaltete einen Gang höher, aber der Motor schwieg.
Ich verlor mich in der Leere.
Ich war bunt im s/w Portrait.
Bilder im Kopf, die eine Lautstärke hatten, dass mein Herz weinte.
Ich lachte tonlos, sprach und sang nur für mich.
Ich war so schwach, dass meine Zukunft verschwand.
Das Herz verstoßen vor lauter Schmerz.
Das Licht vor lauter Schatten nicht entdeckt.
Unsichtbare Ketten gelöst.
Aufgesetzte Gesichter unsichtbar gemacht.
Und dann, die Liebe zugelassen.
Mich getraut.
Schritt für Schritt.
Mal vor, mal zurück.
Die Angst in die Hände genommen und ihr vergeben.
Das Samenkorn im Licht nun gedeiht.
Ein Engel, der mir half mich selber zu befreien.
Mich begleitete. Bei Tag und bei Nacht.
Schicht für Schicht befreit.
Und schließlich:
Den Kern gefunden. Das innere Licht.
Wer bin ich?
Ich bin jetzt, die ich bin.
©Copyright. Bilder, Texte und Fotos von Stefanie Bräunig