Leseprobe - Kapitel 3 

Wie ich es lernte, Gefühlen anders zu begegnen

Eigenverantwortung, eine Sache mit der ich regelmäßig im Kampf war (und es auch immer mal wieder bin). Denn ich wollte häufig nicht die Chefin sein. Wollte ich doch nicht verantwortlich sein für das Leben, welches ich mir da selbst erschaffen hatte.

Immer wieder kam ich an den Punkt, an dem ich „negative“ Gefühle abgelehnt habe. Naja, wo in der Gesellschaft ist es schon gern gesehen, wenn man wütend ist oder Angst hat. Das ist ja doch eher etwas, was schnell wieder weg soll, anstrengend sein kann und schlichtweg gerne unter den Teppich gekehrt wird...

... Ich habe inzwischen einen anderen Umgang mit Gefühlen gelernt. Ich lade sie nun ein und gebe ihnen Raum, lasse sie da sein. Ich sage JA zu ihnen. Erlaube sie mir. Das ist meiner Meinung nach die einzige Möglichkeit, um sie dauerhaft zu transformieren...

Dazu passt sehr gut der folgende Text:

Regenbogenfarbene Angst

Angst - ein großes Thema. Mein Leben lang.

In mir selbst und auf der ganzen Welt.

Ich will sie nicht.

Die Angst lächelt.

Ich will nicht, dass sie lächelt.

Sie kommt einen Schritt auf mich zu.

Will ich auch nicht. Sie soll gehen.

Sie setzt sich in gewissen Abstand vor mir auf den Boden.

„Gut.“, sage ich. 

Meine Angst sackt in sich zusammen.

„Was ist denn nun?“, frage ich.

War ich gerade noch froh, dass meine Angst etwas Abstand genommen hat und Ruhe gibt,

so werde ich jetzt traurig, wo ich dieses zusammengesackte Häufchen Elend 

auf dem Boden sitzen sehe.

Da muss wohl mal wieder ein inneres Gespräch her.

Manchmal hilft es ja auch, laut zu sprechen.

Die Angst schüttelt den Kopf. Sie will nicht reden.

Sie sagt nur einen kurzen Satz, 

der mich heute zutiefst berührt.

„Lass mich einfach da sein.“

„Gut.“, sage ich wieder. „Bleib einfach da sitzen. Es ist ok. Du bist ok.“

Und dann grinse ich wie ein Honigkuchenpferd, 

bekomme eine mörderisch gute Gänsehaut und mein Herz geht auf. Weit, weit auf. 

Denn die schwarze Gestalt der Angst verwandelt sich in eine kunterbunte, 

regenbogenfarbene Gestalt. 

Sie strahlt. Sie läuft auf mich zu. Stoppt. 

Sagt einfach nur „Danke!“, schlägt ein Rad und setzt sich wieder hin.

Ich weiß gerade mal wieder nicht so recht, was hier geschieht. 

Bin tief berührt. Wie so oft, wenn es innere Dialoge 

und diese bunten, inneren Bilder gibt.

Ich bemerke, wie sich mein Herz öffnet. 

Die Liebe kommt heraus.

Sie geht zur Angst hinüber und nimmt sie an die Hand.

Ich stutze einen Moment, dann lasse ich es zu, dass sie beide gemeinsam in meinem Herzen verschwinden.

Ich stelle Musik an. Meine bewährte Fahrkarte zu weiteren tiefen Gefühlen.

Angst und Liebe tanzen nun in meinem Herzen.

Eng umschlungen. Dann wieder getrennt.

Jeder dreht für sich Pirouetten.

Sie vereinen sich. Zerfließen.

Und mit den letzten Tönen dieses wunderschönen Liedes verneigen sie sich voreinander. Ganz liebevoll. 

Sie reichen sich die Hand, schauen mich an und strahlen.

„Freunde.“, denke ich.

Als Antwort kommt kein Wort, sondern ein Gefühl von Wärme und Verbundenheit. Ich spüre meine Seele.

 Sie steht hinter mir und umarmt mich liebevoll. 

Jetzt spüre ich sie, die bedingungslose Liebe!