Geschichten   

 

 

Ein Tag im Rückwärtsgang (Schnelllebige Zeit)

Flügel (Elfenbegegnung im Park) - Meine Geschichte wurde im Juni 2023 im Anthologie-Buch "Und was ich dir noch sagen wollte...", Band 2 veröffentlicht.

Zugreifen (Begegnung mit dem Baum des Lebens)

Das Kleine Denken und die große Schwester Gelassenheit (Der weibliche und der männliche Part)

 

 

 

Ein Tag im Rückwärtsgang

Ein Tag im Rückwärtsgang

Aufgrund dieser schnelllebigen Zeit haben wir uns in unserem Wohnviertel dazu entschieden, einfach mal den Rückwärtsgang einzulegen. Da fährt es sich langsamer. Bewusster. Aufmerksamer.

Also: alle Autos gedreht und auf Start. Mit geübtem Schulterblick geht es nach vorn. Sofern das die Nacken- und Schulter-muskeln der Bewohner überhaupt (noch) zulassen.

Manche Menschen nutzen den Innenspiegel, um den Weg nach vorne zu finden. Ein Blick über die Schulter ist aufgrund des einen oder anderen Wehwehchens nicht möglich. Manchmal streikt auch einfach die ganze Schulter. Das ist dann Pech. 

In der gesamten Wohngegend breitet sich eine riesengroße Freude aus. Die Leute schlagen sich vor Lachen die Hände vor den Mund. Und auf die Schenkel. Nein, sie lachen nicht die schlangenlinien fahrenden Autofahrer aus, sie erkennen sich selbst wieder. Denn wer kann schon weiter als nur 2-3 Meter rückwärts fahren?! Und das auch noch unfallfrei und ohne verschrammte Felgen…?!

In der Spielstraße haben sich die Kinder vor Schreck auf die Treppenabsätze vor den Haustüren verzogen. Zu gefährlich, wenn ein Auto wie besoffen an ihnen vorbei rauscht. Wobei das Rauschen leicht übertrieben ist, bei einem Tempo von 10 km/h.

Zwei jugendliche Raser leisten sich ein Kopf-an-Kopf… oder sollte man lieber sagen ein Heck-an-Heck-Rennen in einem Wahnsinnstempo von 25 km/h. Immer wieder kommen sie sich dabei gefährlich nah. Ich bemerke, wie sich ein Kind die Ohren zuhält, genau wie ich….denn ich höre quasi schon das Kreischen des Metalls, wenn sich beide Autos touchieren. 

Die Omi mit dem Rollator wagt sich seit Wochen endlich mal wieder allein über die Straße. Seit langer Zeit fühlt sie sich nicht mehr so sicher auf der Straße wie heute. Allerdings verschanzt sie sich dabei vorsichtshalber hinter der ein oder anderen Verkehrsinsel. Man weiß ja nie. In ihrem Alter hat Sicherheit natürlich Vorrang.

Plötzlich bricht die Omi in schallendes Gelächter aus. Sie bemerkt ihre beiden Bekannten aus der AWO-Gruppe. Senioren jenseits der 80 Jahre. Auch sie machen mit und haben bei ihren elektrischen Rollis den Rückwärtsgang eingelegt. Die Omi kann sich nicht daran erinnern, wann sie die beiden so glücklich und freudig, ja sogar so jugendlich erlebt hat. Glücklicherweise hört sie aufgrund ihrer Schwerhörigkeit nicht das fiese Piepen der beiden Rollis. Aber ich. Abermals halte ich mir die Ohren zu. 

Menschen kommen ins Gespräch, die sich seit Wochen, gar Monaten, weder gesehen, noch begrüßt haben. Sie stehen beisammen, plaudern und lachen. 

Am Ende des Tages sind sich alle einig: 

So ein Rückwärtsgangtag hat etwas und wird nun regelmäßig wiederholt. 

Die schaulustigen, grimmig blickenden Versicherungsangestellten reiben sich währenddessen die Hände und freuen sich innerlich diebisch über den ein oder anderen Schadensfall, der nun auf ihren Schreibtischen landen wird. 
 

     

 

  

 

Flügel 

Flügel  

Ich sitze etwas verträumt und gedankenverloren auf meiner Lieblingsparkbank.

Hinter und über mir raschelt es und die Bäume werfen nach und nach ihre bunten Blätter ab.

Es duftet nach Herbst - etwas rauchig und leicht vermodert. Die Natur zieht sich langsam, aber merklich, zurück.                               „Ach, schade“, denke ich, „nun ist der Sommer vorbei.“ Ein leises Gefühl von Sehnsucht nach Sonne und Wärme umhüllt mich.

Ich spüre ein leichtes Poltern neben mir, schaue nach links und gucke in zwei lächelnde Augen, etwas spitzbübisch.                     Dann schaue ich genauer hin. Huch, eine Elfe. Sie zeigt nach oben und ruft: „Wer ist zuerst in der Baumkrone?“ Zack, ist sie auch schon weg. „Wo bleibst du denn?“, ruft sie einen Moment später. Dabei ist sie schon wieder auf dem Weg zurück zu mir. „Ich war schon fast oben!“

Ich drehe mich etwas zur Seite und zeige ihr meinen Rücken. „Oh“, meint sie nur etwas verwirrt. Ich blicke etwas traurig und sage: "Ich habe meine Flügel gestutzt.“ Nun schaut sie sich meinen Rücken etwas genauer an. „Da klebt etwas!“, ruft sie mit ihrer hellen, lauten Stimme. „Dein linker Flügel ist festgeklebt. Irgendwie fixiert. Mit einem schwarzen Aufkleber. Ich knibbel den mal ab. Ok?“ „Klar“, sage ich. Aber innerlich sträube ich mich etwas dagegen. Der Aufkleber hat mich ja schließlich mein Leben lang begleitet. Irgendwie habe ich den lieb gewonnen. Das sage ich ihr aber natürlich nicht.

Sie zeigt mir den Aufkleber. Ich lese laut vor: „Ich muss.“ Oh. Na, der kann aber wirklich mal langsam weg. Und sofort spüre ich meinen linken Flügel. Wie schöööön. Ich erinnere mich daran, wie ich ihn als Kind bewundert habe. So feingliedrig. Und in der Sonne hat er kunterbunt geschimmert.

„Hm“, meint die Elfe. „Auf deinem rechten Flügel steht auch noch etwas.“ „Was denn?“, seufze ich. „Ich darf nicht." antwortet sie. "Das ist schon etwas schwieriger“, entgegnet die kleine Elfe. Sie verharrt einen Moment und überlegt angestrengt.

„Der Satz ist irgendwie eintätowiert. Komm, wir verbinden uns und denken gemeinsam gaaaanz fest an die Liebe und an Freiheit und alles ist ganz hell und voller Licht.“ Sie nimmt meine Hand und kaum haben wir damit begonnen an all das Schöne und Positive zu denken, erscheint ein Lichtstrahl und überschreibt meine alte Aussage. 

Ein neuer Schriftzug entsteht: Ich darf! Ich spüre, wie das Blut langsam und ganz sanft in meine Flügel einströmt. Ein leichtes Ziehen und Kribbeln. Dann recke und strecke ich mich und ein warmes Lächeln überzieht mein Gesicht.

Die Elfe hilft mir auf, schiebt mich von hinten etwas an und stützt mich. Der erste Flug! Noch etwas unsicher und wackelig. Aber ich spüre sie schon, diese neue Freiheit. Tun und lassen zu dürfen, was ich möchte. Sein zu dürfen, wer ich bin und mir alles, wirklich alles zu erlauben.

Die kleine Elfe ist so schnell weg, wie sie gekommen ist. „Bis morgen“, ruft sie mir noch winkend aus der Ferne zu.                       „Dann treffen wir uns wieder hier und fliegen hoch in den Baum. Und wir springen und hüpfen von Blatt zu Blatt.“

Ich lächle und winke wie verrückt und vor lauter Freude und Vorfreude hebe ich mit einem festen Flügelschlag noch einmal kurz vom Boden ab. 

Fantastisch. Und ich denke immer und immer wieder: „Flügel. Flügel. FLÜGEL.“

 

geschrieben im Oktober 2021

veröffentlicht im Juni 2023 (s.u.)

"Und was ich dir noch sagen wollte...", Band 2                                   ISBN: 978-3-99051-133-6, Martina Meier (Hrsg.),         Taschenbuch, 240 Seiten , EUR 12,90

Klappentext: "Autorinnen und Autoren aus dem deutschsprachigen Raum lassen uns im vorliegenden Buch teilhaben an ihren bewegendsten Gedanken und Gefühlen."

Erhältlich unter papierfresserchen.de und überall im Buchhandel

 

 

 

Zugreifen

Zugreifen

Ich schreite langsam über eine grüne, weite Wiese. Es summt und brummt und die Sonne strahlt. Bunte Blumen überall. Mhhhh, ich liebe diese Wildblumen- und Streuobstwiesen.

Ich sehe einen schönen, alten Apfelbaum. Seine Äste sind ganz knorrig und die Rinde hat diese tiefen Furchen, die ich so mag. Hat wohl schon viel erlebt, dieser alte Baum.

Was würde er wohl für eine Geschichte erzählen, wenn er könnte? Vielleicht redet er in einer Art und Weise, die wir Menschen nicht verstehen?! Ich habe das Gefühl, dass er sich irgendwie bemerkbar machen möchte. 

Er neigt sich etwas zur Seite, kommt mir näher. Ein Apfel ist nun direkt in meiner Nähe. Zum Greifen nah. Ein Zweiter ist auch nicht weit entfernt. Ich höre eine leise Stimme, die sagt: „Greif zu.“ Ich drehe mich um, und frage mich, wer sich da so rücksichtsvoll und leise angenähert hat.

Niemand zu sehen. Auch hinter dem Stamm hat sich niemand versteckt. Und plötzlich habe ich wieder dieses sanfte Lächeln im Gesicht: Ach so… das ist wieder so eine sonderbare, nein: eine außergewöhnliche Begegnung.

Der Baum fragt mich, welchen Apfel ich jetzt gerade brauche. Welcher Apfel mir jetzt gerade gut tun würde. Ich wähle einen schönen, roten Apfel und will zugreifen. Da lächelt der Baum und sagt: „Ich meine nicht Farbe oder Form. Ich frage dich, welche Art von Apfel du gerade brauchst.“

Ich schaue leicht verwirrt. Der Baum schmunzelt. Kennt er wohl schon. Diese fragenden Augen der Menschen. Und nun erzählt er ein bisschen von sich:

„Ich bin der Baum des Lebens. Jeder Apfel ist etwas besonders. Schmeckt ein bisschen anders als die anderen. Und er schenkt den Menschen mit dem ersten Bissen unterschiedliche Empfindungen. Der rote Apfel steht für eine zärtliche Umarmung. Der Grüne bedeutet Hoffnung. Also immer gut in Zeiten, wenn es mal nicht so läuft. Der rötlichgrüne Apfel steht für Aktivität. Der Gelbe für Genuss.“

„Manche schmecken säuerlich“, erzählt er voller Begeisterung weiter und schüttelt sich etwas dabei. „Andere wieder lieblich, einige schmecken etwas mehlig und verstaubt. In einigen ist der Wurm drin. Wieder andere lassen sich in keine Form pressen, sie sind etwas eigen. Andere sind noch ganz klein und brauchen Dünger in Form von Zuwendung und Licht, um zu wachsen.“ „Ach“, sagt der Baum des Lebens: „Es gibt noch so viele Verschiedene.“

Mir wird ein bisschen schwindelig von dieser großen Auswahl.

Nehme ich jetzt den Roten? Oder doch lieber den Abenteuer-Apfel? Vielleicht sollte ich die Leiter nehmen, die am Baum lehnt, und den Gelben pflücken, der ganz auf der Sonnenseite des Baumes wächst? Der hängt aber ganz oben. Ach, die Auswahl ist einfach zu groß. Ich kann mich mal wieder gar nicht entscheiden. Was tut mir gut? Was brauche ich?

Der Baum erzählt noch etwas mehr: „Jeder Apfel hat eine Licht- und eine Schattenseite. Die Schattenseite seht ihr Menschen ja oft nicht so gern. Weder nach innen - für sich selbst - noch zeigt ihr sie im Aussen gern.“

„Und denke daran, dass auch ich in Dürrezeiten Hilfe von Aussen benötige. In den Sommermonaten kommt der Bauer manchmal täglich und gießt mir eine kalte, feuchte Brise über die Füße. Ich sage ihm dann immer er solle nicht so geizig sein. Und machmal kommt er noch ein zweites Mal und bringt einen weiteren Eimer Wasser. Dann ächzt er und grummelt etwas. Aber ich weiß ganz genau, dass er das gerne für mich macht.“

„Häufig lehnt er sich danach an meinen alten Stamm und genießt im Schatten einige Schlucke von dem erfrischenden Wasser. Dann sage ich immer: „Siehst du…Schatten ist gar nicht immer schlecht. Es kommt meistens auf die Betrachtung an. Und auch auf die Situation.“

„Im Herbst genießt der Bauer natürlich jeden Sonnenstrahl und stellt einen klapprigen, alten Holzstuhl in meiner Nähe auf. Dann staunt er über die kunterbunten Blätter, die überall am Boden liegen. Wenn es seine alten Knochen zulassen, springt er sogar manchmal auf und versucht ein Blatt zu fangen, wenn es gerade herunterfällt. Dann schüttele ich mich leicht und ein kleiner Blattberg rieselt herunter. Darüber freut sich der Bauer dann wie ein Kind und kichert.“

Häufig hebt er einen leicht angedötschten Apfel vom Boden auf und sagt: „In meinem Alter passt der hier sehr gut zu mir. Aber damals…als ich jünger war……“ und er erzählt weiter von seinen Erlebnissen von damals.

Der Baum hält sich währenddessen die Ohren zu, schließt die Augen und schüttelt leicht den Kopf. „Nicht schon wieder diese alten Geschichten…“, säuselt er. Und trotzdem grinst er über den ganzen Stamm und bis in die letzte Astspitze hinein.

Er umarmt den alten Mann liebevoll und freut sich schon jetzt auf die Zeit nach der Winterruhe. Wenn es wieder summt und blüht und eine neue Generation Äpfel heranwächst. Dann erlaubt er sich den Spaß und ändert die Farben der Äpfel. Grün ist dann Genuss und Rot Hoffnung. Die Kinder aus der näheren Umgebung freuen sich über diesen kleinen Schabernack.

„Und“, fragt er ganz zum Schluss, „welchen Apfel wählst du?“

Ich greife nach dem Grünen.

Das Kleine Denken 

und die große Schwester Gelassenheit

Das Kleine Denken und die große Schwester Gelassenheit

Das Geschwisterpaar „Kleines Denken“ und seine große Schwester „Gelassenheit“ sitzen eines Wintertages in der warmen und gemütlichen Stube. Draußen ist es bitterkalt. Großmutter Gertrude hat gerade ein Feuer im Ofen entzündet. Es knistert und knackt nur so vor sich hin. Herrlich. Auf dem Ofen köchelt und blubbert nun ein leckeres Essen. Mhhh - wie das duftet! 

Der Wind pfeift ums Haus und das Kleine Denken ist wieder einmal so richtig unruhig. Es will nach draußen zum Spielen! Ihm ist so laaangweilig. Ständig hat der kleine Junge Hummeln im Hintern und will Abenteuer erleben.

Dann sagt das Kleine Denken zu seiner großen Schwester: „Dass du da immer stundenlang sitzen und malen kannst ...wie langweilig! Ich will etwas erleben. Ich will raus in den Wald oder an den Bach! Staudämme bauen oder ein Tipi! Aus ganz vielen Stöcken.“ 

Die große Schwester hebt nur kurz den Kopf, lächelt und malt weiter an ihrem neuen Bild: eine Schneelandschaft in Norwegen. Sie hatte gestern im Fernsehen einen Bericht über ein Huskyrennen gesehen und will versuchen diese wundervollen Tiere mit ihrem Hundeschlittenführer zu malen.

Großmutter hatte gesagt, dass es heute aber nun wirklich zu kalt sei, um hinaus zu gehen. Das Kleine Denken hatte geseufzt und war ganz unglücklich darüber. Es muß sich nun einmal ganz viel bewegen, damit es ihm gut geht. Seine Schwester hat es da heute besser. Sie setzt sich einfach an den Küchentisch und schaut der Großmutter beim Kochen zu. „Gelassenheit“ eben. Der Name passt so richtig gut zu ihr.

Nun kam das Kleine Denken aber mal so richtig in Fahrt. Steigt über Stühle und Bänke, spielt mit dem Feuerholz und denkt sich ein neues Abenteuer aus. „Wenn ich groß bin, werde ich auch ein Hundeschlittenführer“, sagt das Kleine Denken. Und es überlegt wie es das wohl so machen würde: „Ich brauche mindestens zehn Hunde! Sechs für den Schlitten und die restlichen vier dürfen sich im Wechsel ausruhen.“ Nachdem das Kleine Denken laut überlegt hatte, ob es besser sei, Rüden oder Hündinnen im Gespann zu haben, sagt seine große Schwester:

„Am besten wäre es, wenn du von beiden welche hättest. Du brauchst die Hündinnen wegen ihres ausgezeichneten Gespürs und die Rüden, um ein kraftvolles Gespann zu haben. Das wäre bestimmt ein supertolles Team.“ Dann fällt dem Mädchen ein, dass es genau so immer die Großmutter sagt. Beides sei wichtig. Der männliche Anteil und auch der Weibliche. Das Maskuline bringt Kraft und Abenteuerlust mit sich, das Weibliche beinhaltet das Sich-Kümmernde, Wärmende und den Instinkt. Und Großmama sagt sogar, dass in jedem Menschen ein Anteil von beiden steckt. Da hatte das Geschwisterpaar aber geschrien. Wollte doch keiner von beiden so sein wie der andere!

Großmama hatte daraufhin erklärt, dass das aber ganz wichtig sei. „Hört mal zu“, sagte Oma Gertrude. Und sie wandte sich an die große Schwester. „Wenn du ein Bild malst - was tätest du da wohl ohne den männlichen Anteil, der deinen Stift hält?“ Dann drehte sie sich zu ihrem kleinen Enkel um und sagte „Und du, was tätest du ohne deinen weiblichen Anteil, der sich diese ganzen tollen Abenteuer ausdenkt. Deine Fantasie ist das Weibliche.“ Da staunten die beiden aber nicht schlecht. Wieder einmal sind die Geschwister überrascht darüber, wie schlau doch ihre Großmutter ist. Und wie toll sie das immer alles erklären kann.

Oma sagt immer, dass das männliche Prinzip in dieser Welt schon so lange überwiegt: Kontrolle und Macht. Und, dass es an der Zeit ist, dass sich das ändert. Das Weibliche sei auf dem Vormarsch. Es sei so wichtig in dieser Zeit: Vertrauen, Wärme, Mitgefühl. Oma sagt aber auch, dass viele Menschen Angst haben, ihre Macht zu verlieren.  Sie wollen so weitermachen wie bisher. Egal ob in der Politik oder sonst wo. Und dass sich die Corona-Pandemie in den Ländern so stark ausbreitet, in denen viel Macht herrscht. So wie in China. Und dass die Länder besser mit dem Virus klar kommen, die naturverbundener sind, die mehr Vertrauen in sich und ihre Mitmenschen haben. 

Das verstanden die beiden nun alles nicht so... aber wenn die Oma das sagt, dann wird das schon stimmen. Sie kommt bei diesem Thema immer so richtig in Fahrt. So kennen die beiden ihre Oma eigentlich gar nicht. Sonst ist sie immer vollkommen ausgeglichen. Aber dieses Thema bringt sie irgendwie immer wieder auf die Palme.

Das Kleine Denken hat jetzt zumindest eine Idee, was es tun kann. Es holt all seine Spielsachen heraus und stellt die Szene mit dem Hundeschlitten nach. Die Tiere des Bauernhofes stellt er in zwei Reihen auf. Neben einigen Hunden sind das auch zwei Pferde, aber das ist ihm egal. Die spannt man ja schließlich in Wirklichkeit auch in ein Pferdegespann. Den Schlitten kramt er aus der großen Lego-Kiste hervor. Und die selbst geschnitzten Bäume stellt er als Kulisse auf.

Auf einmal ist das Kleine Denken gar nicht mehr unruhig, sondern sehr zufrieden mit seinen Ideen und diesem abenteuerlichen Spiel. Der Junge ist völlig vertieft und versunken in der norwegischen Schneelandschaft. Inmitten der guten Stube. In Selbstgespräche vertieft.

„Hingabe an den Moment“, denkt Oma. „Was können wir nur alles von den Kindern lernen.“ Während sie noch einen Moment darüber nachdenkt, rührt sie nebenbei den Eintopf, der seinen leckeren Duft in der Stube verteilt.

©Copyright. Bilder, Texte und Fotos von Stefanie Bräunig

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.