Übersicht:

 

Die Freiheit der Liebe ( Gespräch unter Tieren )

Musiknoten ( Zauber der Musik )

Unter´m Weihnachtsbaum ( Zöpfe ) - veröffentlicht im Buch "Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 16", Papierfresserchenverlag

Der kleine Bock namens Mu ( Hingabe ) - Veröffentlichung im Buch "Mein Lieblingstier und ich" 

Energiestau ( Supermarktkasse ) 

Wirklich sonderbar ( Wildblumensaat ) 

Der Zauber des Augenblicks ( In die Stille gehen ) 

Die Freiheit der Liebe

„Die Liebe“, fragt die kleine bläulich-grünlich schimmernde Libelle ihre Freundin, die Bachstelze.   „Die Liebe…ist sie frei?“

 „Ja“ sagt die kleine Bachstelze.                           „Wenn jeder seine eigene Freiheit gefunden hat, seine eigene Unabhängigkeit,…dann ist sie frei.“

 

 

 

 

 

 

 

 

„Hm“, brummelt die kleine Libelle. „Und was ist das dann hier auf Erden, wenn die Menschen zueinander sagen: Ich liebe dich.“

Die Bachstelze nimmt ihre Freundin liebevoll in den Arm und entgegnet: „Wenn der Satz gaaanz tief aus dem Herzen kommt, dann ist er wahr.“

 

 

„Und wenn die Menschen ihr Herz eingefroren haben? Oder ihre Gefühle vor sich selber verstecken und es nicht spüren?“                     Etwas erschreckt über diesen Gedanken fliegt die kleine Libelle von einem Halm zum anderen.

„Dann“, flüstert die kleine Bachstelze…und sie hüpft dabei glücklich und zufrieden von einem Bein aufs andere… „Dann müssen sie es mit ganz viel Liebe auftauen und dann….ja dann…ist die Liebe frei!“

Musiknoten

Spätsommer. Ich sitze mit Kopfhörern auf meinem Balkon und höre instrumentale Filmmusik.         Bin gerade völlig entspannt und fühle mich pudelwohl. Hätte ich vor einer Stunde noch gar nicht gedacht.

Die Sonne wärmt mein Gesicht und ich bin dankbar für diesen schönen Tag. 

Nach einigen Tönen habe ich plötzlich das Bild eines Klaviers in meinem Kopf.           Es steht irgendwie mitten in meinem Gehirn. Merkwürdig.

Hier scheint jetzt wieder etwas Wundervolles zu passieren.

Ich lächle immer mehr und lasse Musik und Bilder frei laufen. Das fühlt sich mal wieder nach einem zauberhaften Moment an.

Ein Cello zeigt sich mit den ersten gespielten Tönen in meinem Rumpf. Ich öffne leicht meinen Mund und eine Reihe von Musiknoten verlässt ihn.  

Sie hüpfen herum und bleiben mit ihren Notenfähnchen in den Bäumen und Sträuchern im Garten hängen.

Auf der Wiese steht ein großer, schwarzer Flügel und der Pianist haut ordentlich in die Tasten. Laut, aber harmonisch. Leichte Dramaturgie. Schön!

Er bekommt von der Musikelfe nichts mit, die glücklich und voller Freude und Leichtigkeit durch den Garten tanzt. 

Auf dem Klavier steht eine Schale, aus der goldene Funken sprühen. So wie ein Tischfeuerwerk an Silvester.

Das Lied neigt sich dem Ende entgegen. Letzte Töne vergehen.

Ich schließe meinen Mund und der Zauber ist vorbei.         So als hätte ich eine Schatzkiste verschlossen.

Ich schaue noch etwas verwundert über die Balkonbrüstung und sehe gerade noch, wie sich die letzte Note mit einem leisen "ping" in Luft auflöst.

Und ich frage mich, ob ich schon immer diese blühende Fantasie hatte.

 

August 2021 

Unter´m Weihnachtsbaum

Was war das in diesem Jahr wieder für eine riesengroße Vorfreude in der guten alten Stube! Die Luft knisterte und überall raschelte es nur so. Weihnachtsstimmung!    Der ganze Raum war erfüllt von leisem Gekicher und Gemurmel.              „Welches ist für mich?“, fragte das kleine Mädchen mit den abstehenden, süßen Zöpfen. Es sprang ein wenig auf der Stelle herum und stupste aufgeregt ihre kleine Freundin an, die direkt neben ihr stand.

 

 

 

 

 

 

 

Draußen wurde es langsam dunkel und die Zeit der Bescherung nahte. Die Erwachsenen hatten sich wieder einmal selbst übertroffen und ein wahres Festmahl zubereitet.         Es wurde gelacht und musiziert. Alle fühlten sich leicht verzaubert und so wohl und geborgen in dieser Familie.               Noch eine letzte Geschichte, die der Großvater vorlas….dann gab es endlich, endlich Bescherung!

 

Das kleine Mädchen mit den süßen Zöpfen wurde von ihrem Menschenkind ausgewählt. Beide strahlten nur so um die Wette.„Jaaa“, rief das kleine Puppenmädchen zu ihrer Freundin, die selbst noch eingepackt auf dem Boden der guten Stube lag.    „Jaaa, dieses Kind ist für mich.“ Und die niedliche Puppe mit den süßen Zöpfen strahlte mit ihrem Menschenkind um die Wette. Beide hatten leuchtende Augen und waren bereits beste Freundinnen, während das Geschenkpapier noch halb um die Zöpfe der Puppe hing. 

 

Veröffentlicht im Buch "Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland - Band 16" Papierfresserchenverlag, ISBN: 978-3-99051-137-4, 320 Seiten, EUR 14,30

Der kleine Bock namens "Mu"

Eines Tages war die kleine Anna wieder zu Besuch auf der Schafweide. "Schaf-Auszeit" nennt die Schäferin diese ganz besondere Art der Begegnung zwischen Mensch und Tier.

„Mu“, fragte sie das kleine Lämmchen, „Was kann ich denn heute von dir lernen?“

Mu schaute sie etwas verwundert an und hielt kurz inne als würde er überlegen, wie er mit diesem kleinen Menschenkind reden könnte.
  
Dann schien er eine Idee zu haben: Er legte sich neben die kleine Anna, die auf ihrer bunten Decke saß und forderte sie auf, ihn zu kraulen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Er stupste Anna vorsichtig an und rückte noch etwas näher. Dann schloß er die Augen, war von jetzt auf gleich völlig entspannt, schmatzte etwas und es schien ihn überhaupt nicht zu interessieren, dass gerade ein Flugzeug über ihn hinweg flog und einen Riesenlärm machte. 

Er war einfach völlig im Moment und genoß sein Dasein.

Dann flüsterte er Anna zu:

„Das ist es, was du heute hier lernen kannst: Hingabe. Hingabe an den jeweiligen Moment. Lebe und zelebriere das Hier und Jetzt…denn es gibt nichts anderes.“

Juli 2021

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Veröffentlicht im Buch:             Mein Lieblingstier und ich, Anthologiesammlung,             ISBN: 978-3-99051-163-3

Energiestau

Neulich an der Supermarktkasse: 

Stillstand. Rien ne va plus. Die computergestützten Kassen haben ihren Geist aufgegeben.
Nach einem kurzen Moment völliger Stille bricht hektisches Treiben aus.
Die Kassiererin an Kasse 1 diskutiert mit dem Mann dessen EC-Karte noch im Lesegerät steckt. Die Frau am Ende der Schlange 2 will sofort wissen, wann es endlich weitergeht. Durchsagen werden gemacht. Wer möchte kann an der „Not-Kasse“ ganz rechts bar zahlen. Wagen werden hin- und hergeschoben.


Doch in all dieser Hektik fällt mir eine Kundin in Sport-kleidung auf. Es scheint so, als würde sie gerade von einer Yogastunde kommen.
Sie wirkt völlig entspannt. Zieht sich irgendwie in ihr Inneres zurück. Es kommt mir so vor, als wäre sie gedanklich an einem anderen Ort. Weit weg von der Betriebsamkeit, die hier herrscht. Mit entspannten Gesichtszügen und lockeren Schultern steht sie an der Kasse, an der es als erstes wieder weitergeht.


„Energiefluss“, denke ich. 

 

Juli 2021


 

Wirklich sonderbar

„Frau Sommer, haben sie schon gesehen, dass unsere neue Nachbarin ihren Rasen im Vorgarten noch gar nicht gemäht hat? Die Frau wohnt doch jetzt schon 3 Wochen dort.    
Ich bin ganz entsetzt. 
Da wachsen jetzt schon ganz viele von diesen gelben Blumen. Wie heißen die noch?“ 

 

 

 

 

 

 

 

„Löwenzahn“, lächelt Birte Sommer ihre Nachbarin an.

 „Ja“, sagt Birte. „Wirklich ganz sonderbar, dieser Vorgarten. Vor allem wenn sich die ganzen Flieger der Pusteblumen überall verteilen und mit dem Wind um die Wette fliegen. Das wird ein Fest.“ 

Das Ende des Satzes bekommt die Nachbarin schon gar nicht mehr mit. Kopfschüttelnd geht sie bereits auf den nächsten Nachbarn zu, um von ihrer Beobachtung zu berichten. 

 

Mit einem sanften Lächeln sät       Birte Sommer eine Handvoll Wildblumen in ihrem Vorgarten aus. Ihren Rasenmäher hat sie letzte Woche verschenkt, nachdem sie im alten Schuppen eine Sense wiedergefunden hat.  Gemäht wird jetzt nur noch 2x im Sommer. Per Hand.

Was wohl ihre Nachbarin demnächst über sie "zu berichten" hat? 

Mit einem Grinsen im Gesicht, gut gelaunt und voller Vorfreude auf all die bunten Sommerblumen und das Gesumme der Bienen und Insekten gießt sie ihre Blumensamen. 

Wirklich sonderbar.

 

Juli 2021

Der Zauber 
des Augenblicks

„Im Hier und Jetzt sein.“ „Völlig im Moment sein.“       Das sind Sätze, die mir immer wieder begegnen.

Aber wie schaffe ich das, wenn meine Gedanken ihre Kreisel drehen und jede Form von Meditation mich nur noch unruhiger macht?

"Ich erde mich bei der Gartenarbeit", sagt Birte.

 "Sport. Definitiv, Sport", entgegnet Andrea und ist auf dem Sprung zum Power-Yoga. 

"Und ich brauche eine große Tasse schwarzen Kaffee. Am besten auf meinem Balkon", meint Kathi.   

Für mich ist es immer wieder wichtig in die Stille zu gehen: Nicht reden, nicht berieseln lassen, nicht ablenken. Auch wenn mir genau das gerade häufig schwer fällt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Aber in dieser Stille kann ich mich öffnen für das, was ja sowieso schon da ist…tief in mir drin: Zufriedenheit, Liebe, Frieden. Es gibt viele Umschreibungen für das Bei-sich-Ankommen.

Ich finde diese innere Ruhe auch regelmässig in der Natur: Auf einer Decke sitzend, Schafe in meiner Nähe. Wenn sie mir helfen, alle Gedanken beiseite zu schieben. Und wenn ich mich für die Situation öffne, völlig hingebe, mein Herz öffne für die Stimmung, die hier gerade herrscht. 

Dann ist er ganz plötzlich da:

Der Zauber des Augenblicks.

Das Gefühl von tiefem, innerem Frieden. Und ich bin ein Teil dieses Stückchens Erde. 

Die Mäusebussarde fliegen so nah und tief an mir vorbei, dass sie mich gar nicht zu bemerken scheinen. Auch für sie bin ich jetzt gerade ein Teil dieser Landschaft.

 Zauberhaft.

 

Juli 2021

Fotos: Nic Koray, HerzBerg Herdecke

 

 

 

 

 

 

 

 

©Copyright. Bilder, Texte und Fotos von Stefanie Bräunig